Heute möchte ich eine Naturbeobachtung zum Anlass nehmen über fragmentiertes Wissen und Design als Lösungskatalysator zur sprechen.
Beobachtung der Wespenspinne
Vor Kurzem habe ich für eine Spendenübergabe das Gelände einer Naturschutz-Organisation besucht. Bei der kleinen Führung durch den Garten für Umweltbildung kamen wir auch an einer Magerwiese vorbei. Vergangenen Herbst hat der Leiter der Einrichtung dort an einem Streifen von Stauden Kokons von Wespenspinnen gefunden und daher diese Pflanzen nicht abgemäht, damit sich die Spinnenlarven entwickeln können.
Komplexe Zusammenhänge in der Natur
Was zunächst nach einer etwas nerdigen Natur-Geschichte klingt, hat mich schnell zum Denken gebracht: Um die Wespenspinne zu schützen mussten mehrere Faktoren zusammentreffen, die nicht eben banal sind – sehen und identifizieren der Kokons, Zuordnung zu einer bestimmten Tierart, Wissen um den Entwicklungskreislauf dieser Tierart, um die entsprechende Umgebung zu gewährleisten. Ich persönlich hätte dieses Wissen nicht gehabt, obwohl ich mich viel mit Biodiversität und Naturschutz beschäftige.
Dies ist nur eines von zahllosen Beispielen für die Spezialisierung und Komplexität in der Natur.Außerhalb von Experten-Silos kennt kaum jemand diese Zusammenhänge und kann sich demnach auch nicht entsprechend verhalten, um die betreffenden Tier- und Pflanzenarten zu schützen.
Fragmentiertes Wissen in der Arbeitswelt
Stellen wir uns nun vor, dass die drei Wissensbereiche (Identifizieren eines Kokons als Larven-Heimat, Zuordnung zu einer Art, und „Prozesswissen“ um diese Art) Beispiele für drei verschiedene Spezialisierungen in Unternehmen darstellen – zum Beispiel allgemeine Kenntnis von Kundenbedürfnissen, Zuordnung zu Kunden-Personas und Kenntnis der Prozesse im Kundenservice.
Offensichtlich führt Anwendung fragmentierten Wissens nicht zu den notwendigen Maßnahmen (hier im Beispiel rund um Kundenzufriedenheit und Prozessverbesserung) und damit gewünschten Ergebnissen. Dies ist keine neue Erkenntnis darstellt: Unsere (Arbeits-) Welt wimmelt nur so von Zusammenhängen, die immer noch viel zu fragmentiert betrachtet werden. Zeitmangel mag hier ein Grund sein, doch vielfach sehe ich auch „Protektionismus“ des eigenen Umfelds, Kommunikations- und Verständnisschwierigkeiten zwischen unterschiedlichen Disziplinen – und: Konflikte zwischen Mitarbeitern aus verschiedenen Generationen.
Design als Lösungskatalysator
Als mir die Zusammenhänge zur Wespenspinne erklärt wurden, habe ich mir die Frage gestellt: Wie können wir Menschen befähigen, Biodiversität zu schützen und zu fördern – ohne dass Spezialwissen überall verbreitet ist? Diese Frage wäre eine gute Design-Herausforderung für Umweltbildungs-Einrichtungen. Die Frage zeigt auch, dass wir mit Design-Prinzipien und Methoden arbeiten sollten, um fragmentiertes in integriertes Wissen zu wandeln und Komplexitätsbewältigung zu gewährleisten.
Design erfordert zunächst Recherche und damit Entdeckung und Beschreibung größerer Zusammenhänge – Zusammenhänge, die oft unsichtbar sind und deshalb keine Aufmerksamkeit und Ressourcen erhalten. Design Praktiken ermöglichen die Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Team, wo die fachliche Lösungsfindung für die Adressaten der Lösung über den Einzelinteressen steht. Der Design-Arbeitsprozess fördert auch Verständnis und zielorientierte Kommunikation zwischen den Disziplinen.
Die Struktur der Design-Phasen zielt außerdem auf Zeit- und Ressourcensparende Entwicklung von Lösungsansätzen ab. Iteratives Vorgehen, schnelles Lernen & Erfahrung sammeln und einen Umfassenden Blick auf Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit UND Wünschbarkeit der Lösung werfen – all dies steckt im Design Vorgehen.
Vielleicht konnte ich dich inspirieren, ein paar Herausforderungen bezüglich fragmentierten Wissens und Kollaboration in deinem Umfeld zu entdecken. Was könnte Dein nächstes Design Projekt sein um diese zu adressieren und neuen Wert zu stiften? Ich begleite Dich gerne!