Das Fernwärme-Bild
Vergangene Woche durfte ich eine Gruppe aus Bereichsleitern und Geschäftsführern eines Konzerns begleiten bei der Entwicklung eines Zielbildes zum Ausbau der kommunalen Fernwärme. Der Begriff Zielbild ist dabei wörtlich zu nehmen: Zusammen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern haben wir ein Bild entwickelt, das die Kompliziertheit und Zusammenhänge des Fernwärme-Ausbaus zeigt, Chancen und Risiken offenlegt und Handlungsfelder aufdeckt.
Das Bild soll zweistufig zur internen und externen Kommunikation genutzt werden, nachdem noch mehrere Runden an Inhalts- und Bildentwicklung zur Abstimmung auf verschiedene Stakeholder und Interessengruppen durchlaufen wurden.
Bildfindung als Prozessbegleitung
Im Workshop haben wir zwar an der Gestaltung eines fertigen Produkts (Bild zu Kommunikationszwecken) gearbeitet, doch auch der Prozess der Bildfindung ist eine äußerst wirksame Arbeitsweise, die mir aktuell in der Arbeitswelt viel zu kurz kommt. Dabei bewirkt die Bildfindung (oft im Unterschied zu einem rein verbalen Meeting):
Klarheit: Wenn verschiedene Teilnehmer unterschiedliche „Bilder“ von einem Begriff oder Konzept im Kopf haben, wird das bei der Bildfindung sofort offensichtlich und kann im Dialog aufgelöst werden.
Sachlichkeit: Wenn Menschen anfangen in Bildern zu denken, hören sie auf Gegenargumente gegen andere Aussagen zu entwickeln. Stattdessen versuchen sie, ihr Bild im Kopf zu beschreiben. Dieses Bild gehört zum Thema und ist deshalb bezogen auf die Sache.
Konstruktivität: Mit der selbst gesteckten Vorgabe, ein großes Erklär-Bild zu schaffen, ist ein klares Ziel formuliert, auf das man optisch sichtbar in einem vorgegebenen Zeitrahmen hinarbeitet. Man sieht den Fortschritt der eigenen Arbeit deutlich.
Einverständnis: Im Prozess der Bildfindung bekommen alle eine Stimme und können mitarbeiten. Menschen fördern und sind einverstanden mit Themen, die sie selbst mitgestalten konnten – auch über einen längeren Zeitraum hinweg.
Bildprozess als Wert, der geteilt werden kann
Im Feedback am Ende des Meetings haben sich weitere Werte des Bildfindungs-Prozesses rausgestellt:
Unterstützung von ganz oben: Die Workshop-Dokumentation, inklusive der Verlaufsbilder kann verwendet werden, um Mitarbeitern zu zeigen, wie groß das Interesse ihrer Vorgesetzten am Gelingen ist. Der Workshop ist keine Black-Box für Außen stehende, wenn man ihn zur Kommunikation nutzt.
Gesprächs- & Erklär-Werkzeug: Auch wenn das Bild nach dem ersten Workshop noch nicht ganz fertig ist, nahmen verschiedene Teilnehmer es schon mit, um es relevanten (z.B. politischen Akteuren) zu zeigen. 
Onboarding-Tool: Die Teilnehmer haben vereinbart, die Dokumentation der Bildfindung sowie das Bild selbst als Onboarding-Tool zu verwenden, um neue Projektbeteiligte schnell an Bord zu holen.
Gestärkt im Handeln: Am Ende des Workshops waren alle trotz der Mammutaufgabe zuversichtlich, dass das Projekt machbar ist und wollten mit entsprechendem Selbstbewusstsein in die Kommunikation gehen.
Fazit und Einladung
Ich habe schon viele positive Erfahrungen mit visueller Beratung und Bildfindung gemacht. Mit der Zunahme von Home Office und digitalen Terminen habe ich aber auch beobachtet, dass die Arbeit mit visueller Kommunikation abgenommen hat. Mir war es wichtig, dir dieses Beispiel zu zeigen, um dich vielleicht auch (wieder) zu mehr visueller Kommunikation anzuregen – die durchaus auch im virtuellen Raumstattfinden kann.
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